Kofferklau - und was wäre, wenn...
Der Mann spähte um die Hausecke. Noch war niemand in Sicht...
Doch das konnte sich in wenigen Sekunden ändern. Er sprang auf die Straße, und huschte um einige Ecken in die Fußgängerzone. Hier zwischen den Menschenmassen konnte sich zwar ein möglicher Verfolger besser tarnen, aber er sich auch - und schließlich musste er versuchen, zum Flughafen zu kommen, ohne gesehen zu werden. Möglicherweise hatten die Agenten, die das gebäude, in dem er sich bis vor kurzem aufgehalten hatte, bewachten, schon bemerkt, dass er die Kamera manipuliert hatte, und durch den Hinterausgang entkommen war. Spätestens, wenn die Minuten unten in der ecke des Bildschirms umspringen mussten, würden sie merken, dass die kamera nur ein Bild zeigte, und nicht das, was im Haus vor sich ging.
Jetzt musste er irgendwie zum Bahnhof kommen, und von dort zum Flughafen. Außerdem musste er sich tarnen. das Problem bei der Sache war nur, dass er kein Geld hatte - was auch gewisse Schwierigkeiten bereiten würde, wenn es im Zug Fahrkartenkontrolleure gab...
Er schloss sich einer Gruppe an, die in die Bahnhofshalle marschierte. Der Mann, der vor ihm ging, hatte in etwa seine Größe und Statue. Seinen Koffer trug er in der einen, seine Jacke in der anderen Hand.
Die Gruppe hielt an. "Der Zug fährt erst in zehn Minuten!", stellte eine Frau nach einem Blick auf ihre Armbanduhr fest. "Michael, kommst du mit Kaffee für alle holen?"
Michael stellte seinen Koffer ab, legte die Jacke darauf und folgte der Frau in Starbucks. Die anderen Mitglieder der Gruppe hatten einen Kreis gebildet und unterhielten sich.
Mehr Glück konnte ein Mensch ja nicht haben! Der Mann griff den Koffer und eilte mit schnellen Schritten die Treppe hinab. Auf Gleis 3 setzte er sich auf eine Bank, und öffnete den Koffer. Dabei spähte er vorsichtig um sich. Kein möglicher verfolger war in Sicht.
Im Koffer fand er einen Anzug sowie wieter Klamotten, einen Ordner und einen Laptop. Außerdem einen Geldbeutel.
"Entschuldigung, wann fährt dieser Zug wieder los?", fragte er eine Frau, die aus dem gerade eintreffenden Zug stieg.
Sie sah auf die Uhr. "Erst in einer Viertelstunde."
Er bedankte sich, betrat den Zug und zog sich in der Toilette um. Der Anzug passte, als wäre es seiner. Wunderbar! Michael und Konsorten hatten ihn nicht gesehen und würden ihn demnach nicht verfolgen können, und die Agenten würden nach dem Mann Ausschau halten, den sie bewacht hatten - und dessen Kleidung sah schon etwas mitgenommen aus. Niemand würde hinter diesem seriösem Mann, der nun wieder aus dem Zug stieg, jemanden vermuten, den sie aufhalten sollten.
Lächelnd kaufte er eine Karte für den Zug in Richtung Flughafen, der kurz danach losfuhr. In seinem Abteil blätterte er in einer liegengelassenen Zeitschrift der letzten Woche, dann erinnerte er sich an der Ordner und den Laptop. der Computer war mit einem Passwort gesichert. Er könnte es zwar knacken, aber er besah sich zunächst den Ordner. Anscheinend waren Michael und seine Gruppe auf einer Firmentagung gewesen.
"Müssen Sie noch arbeiten?", fragte die Frau, die gerade ihm gegenüber Platz genommen hatte. "Wenn ich störe, kann ichmich sonst auch auf einen anderen Platz setzen."
"Nein, nein!", antwortete er, und legte den Ordner wieder in den Koffer. Michael J. Wedekind hatte auf der Mappe gestanden. Das war jetzt er. Wunderbar!
Die Frau stieg eine Station später aus, und er war allein. Was machte gerade wohl der echte Herr Wedekind? Ihm war nun sicher schon aufgefallen, dass sein Koffer fehlte, und mit ihm auch sein Geld und sein Laptop. Dieser war wohl das wichtigste, das im Koffer enthalten war, denn im Geldbeutel hatte er weder Führerschein noch Personalausweis gefunden.
Vielleicht war der Computer ja Firmeneigentum, und auf ihm befanden sich nur Daten, die auf vielen weiteren Computern zu finden waren. Vielleicht auch nicht. Er würde es später herausfinden, wenn er das passwort entschlüsselte. Eigentlich könnte er es gleich einmal versuchen.
Während er die Kombinationen eintippte, überlegte er weiter, was er finden könnte. Er hatte sich schon immer gern unwahrscheinliche Möglichkeiten ausgedacht: Wie wäre es zum Beispiel, wenn Michael Wedekind einen Roman auf diesem Laptop geschrieben hatte, den er eigentlich in den nächsten Tagen zu einem Verlag hätte schicken wollen? Das Buch hätte ein großer Erfolg werden und Wedekind reich machen können.
Dank dieses Buchs brauche ich nun nie wieder arbeiten!, hätte er vielleicht gedacht, sich von seiner Liege aufgerichtet, und den Blick über das Meer schweifen lassen, das die kleine Insel, die er sich gekauft hätte, umspülte...
Doch das konnte sich in wenigen Sekunden ändern. Er sprang auf die Straße, und huschte um einige Ecken in die Fußgängerzone. Hier zwischen den Menschenmassen konnte sich zwar ein möglicher Verfolger besser tarnen, aber er sich auch - und schließlich musste er versuchen, zum Flughafen zu kommen, ohne gesehen zu werden. Möglicherweise hatten die Agenten, die das gebäude, in dem er sich bis vor kurzem aufgehalten hatte, bewachten, schon bemerkt, dass er die Kamera manipuliert hatte, und durch den Hinterausgang entkommen war. Spätestens, wenn die Minuten unten in der ecke des Bildschirms umspringen mussten, würden sie merken, dass die kamera nur ein Bild zeigte, und nicht das, was im Haus vor sich ging.
Jetzt musste er irgendwie zum Bahnhof kommen, und von dort zum Flughafen. Außerdem musste er sich tarnen. das Problem bei der Sache war nur, dass er kein Geld hatte - was auch gewisse Schwierigkeiten bereiten würde, wenn es im Zug Fahrkartenkontrolleure gab...
Er schloss sich einer Gruppe an, die in die Bahnhofshalle marschierte. Der Mann, der vor ihm ging, hatte in etwa seine Größe und Statue. Seinen Koffer trug er in der einen, seine Jacke in der anderen Hand.
Die Gruppe hielt an. "Der Zug fährt erst in zehn Minuten!", stellte eine Frau nach einem Blick auf ihre Armbanduhr fest. "Michael, kommst du mit Kaffee für alle holen?"
Michael stellte seinen Koffer ab, legte die Jacke darauf und folgte der Frau in Starbucks. Die anderen Mitglieder der Gruppe hatten einen Kreis gebildet und unterhielten sich.
Mehr Glück konnte ein Mensch ja nicht haben! Der Mann griff den Koffer und eilte mit schnellen Schritten die Treppe hinab. Auf Gleis 3 setzte er sich auf eine Bank, und öffnete den Koffer. Dabei spähte er vorsichtig um sich. Kein möglicher verfolger war in Sicht.
Im Koffer fand er einen Anzug sowie wieter Klamotten, einen Ordner und einen Laptop. Außerdem einen Geldbeutel.
"Entschuldigung, wann fährt dieser Zug wieder los?", fragte er eine Frau, die aus dem gerade eintreffenden Zug stieg.
Sie sah auf die Uhr. "Erst in einer Viertelstunde."
Er bedankte sich, betrat den Zug und zog sich in der Toilette um. Der Anzug passte, als wäre es seiner. Wunderbar! Michael und Konsorten hatten ihn nicht gesehen und würden ihn demnach nicht verfolgen können, und die Agenten würden nach dem Mann Ausschau halten, den sie bewacht hatten - und dessen Kleidung sah schon etwas mitgenommen aus. Niemand würde hinter diesem seriösem Mann, der nun wieder aus dem Zug stieg, jemanden vermuten, den sie aufhalten sollten.
Lächelnd kaufte er eine Karte für den Zug in Richtung Flughafen, der kurz danach losfuhr. In seinem Abteil blätterte er in einer liegengelassenen Zeitschrift der letzten Woche, dann erinnerte er sich an der Ordner und den Laptop. der Computer war mit einem Passwort gesichert. Er könnte es zwar knacken, aber er besah sich zunächst den Ordner. Anscheinend waren Michael und seine Gruppe auf einer Firmentagung gewesen.
"Müssen Sie noch arbeiten?", fragte die Frau, die gerade ihm gegenüber Platz genommen hatte. "Wenn ich störe, kann ichmich sonst auch auf einen anderen Platz setzen."
"Nein, nein!", antwortete er, und legte den Ordner wieder in den Koffer. Michael J. Wedekind hatte auf der Mappe gestanden. Das war jetzt er. Wunderbar!
Die Frau stieg eine Station später aus, und er war allein. Was machte gerade wohl der echte Herr Wedekind? Ihm war nun sicher schon aufgefallen, dass sein Koffer fehlte, und mit ihm auch sein Geld und sein Laptop. Dieser war wohl das wichtigste, das im Koffer enthalten war, denn im Geldbeutel hatte er weder Führerschein noch Personalausweis gefunden.
Vielleicht war der Computer ja Firmeneigentum, und auf ihm befanden sich nur Daten, die auf vielen weiteren Computern zu finden waren. Vielleicht auch nicht. Er würde es später herausfinden, wenn er das passwort entschlüsselte. Eigentlich könnte er es gleich einmal versuchen.
Während er die Kombinationen eintippte, überlegte er weiter, was er finden könnte. Er hatte sich schon immer gern unwahrscheinliche Möglichkeiten ausgedacht: Wie wäre es zum Beispiel, wenn Michael Wedekind einen Roman auf diesem Laptop geschrieben hatte, den er eigentlich in den nächsten Tagen zu einem Verlag hätte schicken wollen? Das Buch hätte ein großer Erfolg werden und Wedekind reich machen können.
Dank dieses Buchs brauche ich nun nie wieder arbeiten!, hätte er vielleicht gedacht, sich von seiner Liege aufgerichtet, und den Blick über das Meer schweifen lassen, das die kleine Insel, die er sich gekauft hätte, umspülte...
© h. hartmann 2013